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Der Weg zum TSV Angelbachtal

Geschichte des TSV Michelfeld

 

Eine Chronik stützt sich in ihren Darstellungen im Allgemeinen auf schriftliche Überlieferungen und auf mündliche Berichte von Zeitzeugen Nun ist es recht wenig, was die Vereinsgründer über den Beginn des TSV Michelfeld an schriftlichen Nachrichten hinterlassen haben. Da gibt es ein erstes Protokollbuch, das mit einem kurzen Bericht über die Generalversammlung des Vereins im Januar des Jahres 1902 beginnt und in dem dann alljährlich in nüchternen Angaben über Kassen- und Mitgliederstand sowie über die Ergebnisse der Vorstandswahlen berichtet wird. Diesem ersten Protokollbuch ist ein loses Blatt beigefügt, das mit "Vorwort" betitelt um 1900 vermutlich vom ersten Schriftwart des Vereins als Gedächtnisprotokoll verfasst wurde. Der erste Satz dieses Vorwortes lautet: "Der Turnverein Michelfeld wurde gegründet am 5. Juli 1895 zu Michelfeld im Vereinslokal Gasthaus „ZUM SCHWANEN". Zum Vorstand wurde damals gewählt Wilhelm Landes. als zweiter Vorstand und Turnwart wurde Jakob Brecht gewählt.“

 

Da in den Gründungsunterlagen weder ein Vereinszweck noch eine Satzung enthalten ist. sei aus der Deutschen Turnzeitung des Jahres 1895 zitiert, wo die deutschen Turnführer gleichsam gefordert haben, dass alle Turnvereine folgenden Grundsatz in ihre Vereinssatzungen mit aufnehmen: „Zweck derselben (Deutschen Turnvereine) ist die Förderung des deutschen Turnens als ein Mittel zur körperlichen und sittlichen Kräftigung sowie die Pflege des deutschen Volksbewusstseins und vaterländlichen Gesinnung; alle politischen Parteibestrebungen sind ausgeschlossen.“

 

Ein Vierteljahrhundert zuvor 1871 war das von den deutschen Turnern so sehnlichst erwünschte und zum Teil von ihnen erkämpfte Deutsche Reich endlich durch Bismarcks Politik Wirklichkeit geworden. Die deutsche Industrie befand sich 1895 in der zweiten Phase der Hochkonjunktur und hatte eben im gleichen Jahr mit ihrer Produktion die von Großbritannien, der bis dahin führenden Industriemacht der Welt, überholt. Für viele Deutsche gab es also Anlass, auf ihr Volk und Vaterland stolz zu sein. Die Demokratie lag noch in weiter Ferne.

 

Schon Anfang der sechziger Jahre waren in den großen Städten wie Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg Turnvereine gegründet worden, aber auch kleinere Städte wie Sinsheim, Eppingen und Wiesloch wurden von dieser Bewegung erfasst, bis dann in den neunziger Jahren der Funke auch auf den ländlichen Raum übersprang. Michelfeld war einer der ersten kleineren Orte, in denen ein Turnverein gegründet wurde, ein Jahr später folgte Eichtersheim diesem Beispiel.

 

1895 war Michelfeld ein rund 1400 Einwohner beherbergender Ort im Bezirk Wiesloch. Bürgermeister war zu dieser Zeit Philipp Kattermann; der größte Teil der Bewohner war in der Landwirtschaft tätig, es gab einige Handwerksbetriebe und zwei Zigarrenfabriken mit je 85 Arbeitern. Damals mussten die Bauern ihre Produkte mit Pferdefuhrwerken in die Städte Mannheim und Heidelberg transportieren und dort vermarkten, die Eisenbahn Wiesloch - Waldangelloch gab es noch nicht. Nun war es leichter, einen Verein zu gründen, viel schwieriger jedoch ihn mit Leben zu erfüllen. Da brauchte man zuerst einen Sportplatz, da waren Turngeräte vonnöten, vor allem bedurfte es fähiger Übungsleiter, Turnwarte genannt, die den Turnbetrieb organisierten, außerdem mussten Mitglieder geworben werden. Ein erster Turnplatz wurde von der Gemeinde am südlichen Ortsausgang in Richtung Waldangelloch beim ehemaligen Dreschplatz dem Verein zur Verfolgung gestellt. Das erste Reck (Preis: 128,--Mark) stifteten Rudolf Landes und Ernst Koechler, zwei leitende Angestellte einer der ortsansässigen Zigarrenfabriken und vermutliche Gründungsmitglieder des TV Michelfeld. Weitere Geräte wie Barren und Pferd sowie Turnmatten mussten mit Mitgliedsbeiträgen finanziert werden; bei monatlichen Beiträgen von 20 Pfennigen sicher keine leichte Aufgabe. Der erste von den Mitgliedern gewählte Turnwart war, wie oben schon erwähnt, Jakob Brecht, ihm folgten 1899 Heinrich Albrecht und Friedrich Mahl. Turnwarte wurden auf Fortbildungskursen des Turngaus Kraichgau geschult und methodisch unterwiesen.

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